- 21.11.2024
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Überbordender Konsum, das wachsende Angebot an Wegwerfartikeln sowie die verstärkte Nutzung des öffentlichen Raumes und der Natur führen zu immer achtloserem Umgang mit Abfall. So auch in Ballungsräumen wie Graz.
Die Stadt Graz steuert jetzt mit einer Kampagne zur Bewusstseinsbildung und einem konkreten Angebot dagegen.
Was in der Fachsprache Littering genannt wird, ist an Ort und Stelle liegengelassener oder achtlos
weggeworfener Abfall: Plastikflaschen, Taschentücher, Zigarettenstummel, Kaugummis,
Kosmetikartikel, Verpackungen von Süßem und Salzigem, Aludosen aber auch illegal entsorgter
Sperrmüll zählen dazu.
Die Folgen sind nicht nur die Schmälerung der Qualität von Wohn- und Erholungsflächen und die
Gefährdung unserer Gesundheit, sondern auch Nachteile für Böden, Gewässer und Pflanzen. Durch
die Einwirkung von Sonneneinstrahlung, Klima und Wettereignissen kommt es zum Abrieb und Zerfall
der Produkte und letztendlich zum Eintrag der Schadstoffe in den Boden.
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner: „Abfall einfach liegen zu lassen oder achtlos wegzuwerfen
ist keine Kleinigkeit. Jeder noch so winzige Kaugummi oder Zigarettenstummel hat große
Auswirkungen auf die Umwelt und auf unser Zusammenleben. Unsere Aufgabe ist es, Bewusstsein
dafür zu schaffen, den Menschen Anreize zu geben und natürlich auch, die Stadt sauber zu halten.
Letztendlich haben wir alle eine Gesamtverantwortung und genau daran möchten wir in den nächsten
Wochen erinnern."
Trauriger Spitzenreiter in der Liste der am öftesten achtlos weggeworfenen Gegenstände ist nach wie vor der Zigarettenstummel. Auf Basis von Untersuchungen in Wien wurde für Österreich eine jährliche Menge von 5,3 Milliarden (!) unsachgemäß entsorgter Zigarettenstummel errechnet. Ihre Filter bestehen aus Kunststoffen, können nicht biologisch abgebaut werden und zerfallen in einem 10 bis 15 Jahre andauernden Prozess in viele toxische Mikropartikel.
10.000 Aschenbecher to go ab Mai in Grazer Trafiken erhältlich
Mit der kostenlosen Ausgabe von 10.000 „Aschenbechern to go" macht die Stadt Graz nun zusammen mit den Trafikan:tinnen ein Angebot für eine ordnungsgemäße Entsorgung von Zigarettenresten. In allen 84 Trafiken* der Stadt Graz wurde der Wert der Umwelt-Kampagne erkannt und werden ab Anfang Mai Taschenaschenbecher an Kund:innen verteilt.
* 52 (61,9 %) der 84 Trafiken in Graz Stadt werden von Menschen mit Behinderungen geführt. Die Vergabe der
freiwerdenden Standorte erfolgt ausschließlich an Personen mit einem Behinderungsgrad von mindestens 50 %.
Landesgremialobfrau Barbara Mannsberger und Monopolstellenleiter Andreas Marketz:
"Wir sind stolz darauf, dass alle Grazer Trafikantinnen und Trafikanten bei der Aktion mitmachen und sich als umweltbewusste und verantwortungsvolle Händler:innen präsentieren. Mit der Verteilung der Taschenaschenbecher an die Kund:innen tragen sie aktiv zur Förderung einer nachhaltigen Gesellschaft bei."
Für die Holding Graz bedeutet die Reinigung der öffentlichen Flächen einen enormen Aufwand. Insgesamt gilt es 5,3 Mio. m² öffentliche Flächen und 2,4 Mio. m² städtischen Grünraum zu betreuen. 20 Kehrmaschinen und 20 Waschwägen sind dabei im Einsatz. Die Summe des in Graz jährlich gesammelten Kehrichts beträgt insgesamt 1.700 Tonnen. Wo die 190 Mitarbeiter:innen keine maschinelle Hilfe in Anspruch nehmen können, muss händisch gereinigt werden.
Burkhard Steurer, Leiter des Bereichs Stadtraum kennt die Brennpunkte: „Insbesondere im Bereich der Haltestellen haben wir eine starke Verschmutzung durch die Zigarettenreste. Und das, obwohl alle Abfallbehälter in diesen Bereichen mit Aschenbechern ausgestattet sind. Für die Raucher:innen sind das nur ein paar Schritte, die sie machen müssen. Für uns hunderte, kostenintensive Stunden, diesen Abfall wieder zu beseitigen."
Insgesamt hofft man bei der Holding, dass sich mit der Einführung des Pfands auf Dosen und Plastikflaschen ab 2025 auch der achtlose Umgang mit Abfall zum Besseren wendet.
Mehrweg ist mein Weg: Wer Mehrwegprodukten gegenüber Einmalverpackungen den Vorzug gibt, ist am Puls der Zeit und lässt Abfall gar nicht erst entstehen. Praktische Jausenbox statt Plastiksackerl, eigene, schicke Trinkflasche statt PET-Flasche aus dem Supermarkt, wiederverwendbarer BackCupEVENT bei Veranstaltungen statt lästiger Einwegbecher, Wachspapier statt Alufolie. Wer sich einmal umgestellt hat, wird gerne dabeibleiben.
Abfallbehälter nutzen: Fallt doch Abfall an und ist man gerade im öffentlichen Raum unterwegs, dann einfach die zur Verfügung stehenden Abfallbehälter nutzen. 4.400 stehen dafür im Grazer Stadtgebiet zur Verfügung.
An Sammelaktionen beteiligen und soziale Verantwortung stärken: Ob in privaten Gesprächen, durch ehrenamtliches Engagement bei Sammelaktionen oder im Rahmen der beruflichen Tätigkeit - über die weitreichenden Auswirkungen von Littering aufzuklären und die gemeinsame soziale Verantwortung zu stärken, ist wesentlicher Kern für seine Eindämmung. Das Umweltamt der Stadt Graz unterstützt dabei gerne.
Christopher Lindmayr, Leiter des Referates für Abfallwirtschaftscontrolling im Umweltamt weist außerdem darauf hin, dass Littering eine Verwaltungsübertretung nach der Straßenreinhalteverordnung ist und mit Geldstrafe bis zu 1.000 Euro geahndet werden kann: „Seinen Abfall ordnungsgemäß zu entsorgen ist also nicht nur für das Geldbörserl von Vorteil, sondern auch für die Kreislaufwirtschaft, denn viele der liegengelassenen Abfälle sind wichtige Ressourcen und sogenannte Sekundärrohstoffe, die nach entsprechender Aufbereitung wieder in den Produktionsprozess zurückkommen und verwertet werden können."